Dienstag, 25. September 2012

Meine Erfahrung als Auslieferer

Fahrerjob Auslieferer Testbericht Erfahrungsbericht Fahrer

Ich hatte in den letzten Wochen mal eine Pause von dem Onlineleben genommen, ich suchte nach einem "normalen" Job... und da ich ja nichts vernünftiges gelernt hatte, kam mir die Idee als Fahrer für eine Spedition zu arbeiten. (Will ja nicht sagen dass Fahrer kein vernünftiger Job ist!)

Fahrer werden oft gesucht, anfangs war mir nicht klar warum, aber am Ende des Artikels werdet ihr es auch wissen...

Wie wird man Auslifererfahrer?

Als erstes etwas zu mir, ich hab noch den alten Rosaführerschein (3er) und da ich als gewerblicher Fahrer arbeiten sollte, brauchte ich auch eine Fahrerkarte für den Tachographen. Ein Tachograph ist so ein Gerät auf dem die ganzen Fahrzeiten (Lenkzeiten), Arbeitszeiten und Pausen registriert werden, diese werden auf der Fahrerkarte gespeichert und müssen bei der Polizeikontrolle oder beim Spediteur nach Wunsch vorgelegt werden (bzw. nur der Ausdruck). Um den Fahrerschein zu bekommen, braucht man den EU Führerschein. Also habe ich den altem Führerschein umgeschrieben und aus der Klasse 3 wurden: B, C1, BE, C1E, CE (bis 12t), M, L. Die Fahrerkarte habe ich beim TÜV (Dekra) beantragt und nach 1 Woche war die Karte abholbereit.

Wie findet man den Fahrerjob?

Ich brauchte nicht lange zu suchen, die Wochenzeitung bringt mindestens 1-3 Fahrerjobs, ich habe 2 Jobs für euch "getestet" ;) Ein Job als "Möbelauslieferer" und ein Job als "Auslieferer". (alles als 7,5 Tonner Fahrer) Der Job als Möbelauslieferer. Freundlicherweise haben die mir einen Probetag als Beifahrer angeboten. Der Tag beginnt um 6 Uhr morgens beim Beladen an. Ich fand es super dass die Pakete und Möbel alle schon für den jeweiligen Fahrer vorsortiert nach Strecke vorbereitet wurden und an der Rampe warteten. Man musste einfach nur laden und konnte losfahren. Die Adressen wurden von der Spedition automatisch an das Navi gesendet, ein stressfreier Start. Wir hatten eine Liste mit den Kunden die wir 30 Minuten vorher anrufen sollten. Als Möbelauslieferer muss man nicht nur Möbel ausliefern, es waren auch Backöfen und Kühlschränke dabei, Sessel, Fernseher, Matrazen, Teppiche... Bei dem Job waren immer zwei Leute da, also der Fahrer und ein Helfer. Der große Nachteil von dem Job: Das Tragen. An dem Probetag mussten wir u.A. eine Couch in das 6 Stock tragen... eine Gefriertruhe in den Keller mit Wendetreppen... oder irgendeine Glasvitrine die zwar klein war aber mindestens 100 kg drauf hatte.. Bei dem Job sollte man auch bereit sein die Möbel aufzustellen. Nach dem Tag fühlte ich mich als würde ich den ganzen Tag einen großen Holzkreuz hinterher ziehen. Bezahlung: war 2500 Netto plus Trinkgelder und Spesen für Samstagsarbeiten. Nein danke... nach dem Probetag suchte ich eine andere Stelle:

Stelle als "Auslieferungsfahrer bei einer Spedition"

Auch hier sollte ich mit dem 7,5 Tonner Fahren. Hab den Job immerhin 1 Woche durchgehalten. Ich dachte mir, hey... ich muss ja nichts mehr schweres tragen, hier gibt es nur alles auf Paletten die man mit der Ameise ziehen könnte. Ich war um ca 7 Uhr morgens in der Spedition und hab mir die Papiere von dem Disponenten geholt. Es waren die Aufträge zum ausliefern und abholen dabei.

Problem 1: Nicht nach Strecke sortiert... Ich hatte meinen iPad dabei und hab die Adressen schnell bei Google Maps eingegeben um die Aufträge richtig zu sortieren... Das ging extrem lahm da man bei der Spedition nur GPRS speed hatte.

Problem Nr. 2: Man kommt in den Riesenlager und muss nun die Paletten finden die zum Auftrag passen. Ich habe am Anfang die Lagermitarbeiter gefragt, aber man merkte dass sie nicht gerne geholfen haben, immer musste man den richtigen Augenblick finden und nicht den mit der miesen Laune fragen. Ich hab mich gefragt wofür die Lagermitarbeiter denn sonst dazu da sind?... manche helfen etwas beim beladen auf, die anderen kleben irgendwelche Aufkleber auf oder veranstalten Elektroameisenrennen... Naja, nach 1-2 Stunden im Lager habe ich den LKW fertig aufgeladen und darf losfahren. Meine Kunden waren meistens irgendwelche Firmen die irgendwelche Bauteile oder sonstigen Schrott brauchten.

Problem Nr. 3: Es ist zwar alles auf Paletten, aber wenn das Ding auf der Palette 500 kg oder sogar 1 Tonne wiegt, da hilft auch die normale Ameise nicht viel, da musst du entweder Hulk auf Steroiden sein oder jemanden fragen ob der das mit dem Gabelstapler rein machen könnte.. Aber was ist beim Kunden? Oft hatten die keine Gabelstapler, dann war das Ziehen angesagt, man stellte sich in dem Moment die Mutter die ein Auto angehoben hat um das eingeklemmte Kind zu retten... *Hnnnnnnn* *ZIEH*... Dazu hab es hier den Termindruck und die Pausen, oft bin ich um 9 oder 12 gekommen und außer einem "Jetzt hamma Pause" oder "Maaahlzeit" sich keiner rührte die Ware anzunehmen....

Problem Nr 4: Ich habe noch nicht so viel Erfahrung mit dem 7,5 Tonner und die Fahrerei war die reiste Hölle. Ich musste höllisch aufpassen um nicht von der Strasse abzukommen, um nicht geblitzt zu werden, um keine Leute zu überfahren, um nicht überfahren zu werden, um die Ware im inneren nicht zu beschädigen, ... um lebend nach Hause zu kommen. Das Navigationssystem hat mich oft in die Irre geführt... Anstatt mich durch breite, schnelle Strassen zu lotsen, fuhr ich oft durch Dörfer und ein mal durch eine Altstadt.. ich traue dem Navi nicht mehr, ich schau mir lieber schnell auf der Karte an wo ich hin muss und bewege mich eher auf den großen Strassen, auch wenn ich 10 km länger fahren muss. Ich dachte die Fahrerei wäre was für mich, aber es ist nichts... ich werde nie wieder fahren. es sei denn mit einem kleineren Wagen wie  Sprinter. Zurück in der Spedition habe ich die aufgesammelten Waren zurück gebracht und wartete erst mal eine Stunde bis die Lageristen sich dazu entschlossen haben die beschissenen Aufkleber draufzumachen. Erst dann durfte ich nach Hause. Um 5 Aufgestanden, um 20 Uhr zu Hause. Laut Gesetz sollte man nach 4,5 Stunden eine Pause von 45 Minuten machen - würde ich die machen, dann würde ich noch später heim kommen, oder könnte gleich bei der Spedition im LKW übernachten. Ach so, noch zu der Bezahlung: 1900 EUR Netto.

Pro: Geld, Fahren auf der Autobahn (dank dem Tempomat konnte man etwas chillen), Erfahrungen, Große Firmen von innen gesehen. Ich weiß jetzt dass ich den teueren LKW Führerschein nicht machen werde. (Wow, 8000 EUR gespart!)

Contra: Stress ohne Ende, Knochenjob, Lange Sucherei nach Paketen, Wie verrückt hin und her rennen, Rangieren in engen Gassen, Oft unfreundliche Lagermitarbeiter (fehlende Sonne?), Schwere Paletten (musste mal einen 1800 kg schweren Generator ausliefern), Stress um die Ware, Zeitdruck, Fahren durch Städte mit Baustellen und vielen Ampeln die immer auf Rot stehen, Schmerzen überall, Manchmal große Verletzungsgefahr beim Be/Entladen, Unzureichende Navigationssysteme.



JobScout24




Fazit:

Jetzt wisst ihr mehr über den Fahrerjob. Ich kann nicht für alle Fahrer sprechen. Es gibt bei der meiner Spedition Fahrer die schon seit Jahren dabei sind und sicher schon viel Erfahrung gesammelt haben, ich will auch den Fahrerjob nicht verurteilen, jeder muss einen Job finden bei dem wenigstens etwas Spaß hat... oder wenigstens das Geld sammelt um später etwas besser im Leben zu haben. Ich für meinen Teil, sage, nein Danke und Respekt an alle Fahrer da draußen und ein Dankeschön für eure wertvolle Arbeit! Ihr solltet viel mehr Geld dafür bekommen. Es werden immer wieder Fahrer gebraucht, die Logistikbranche ist im Wachstum und ist eigentlich ein sicherer Job, nur müsste man abwägen ob man die Gefahren und den (anfänglichen?) Stress immer wieder erleben will.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen