Sonntag, 23. September 2012

Kann Facebook depressiv machen?



 

Als Facebook im Jahre 2004 n.Chr. ins Leben gerufen wurde, gab es ein klares Ziel: Freunde zu kontaktieren. Etwa 7 Jahre und 800 Millionen Benutzer später, beeinflusst das soziale Netzwerk unser Leben mehr denn je. Schon bald wird der Kontakt über Facebook und Co. die dominierende Kommunikationsart sein.

Aber die neue Welt der allgegenwärtigen Kommunikation hat eine dunkle Seite. Facebook macht die Leute unglücklich.

Die letzten Produktneuerungen wie z.B. der verbesserte Neuigkeiten-Feed und die Anzeige von größeren Fotos, haben eins im Sinn: Das Anspornen zum Teilen. Wie es sich herausgestellt hat, trägt genau dieses Teilen dazu bei dass wir unglücklich sind.

In einer Untersuchung wurde klar dass hinter dem „Liken“ bzw. „Gefällt mir“, Kommentieren, Teilen und Statusupdates, eine ordentliche Portion von Neid, Angst und auch in manchen Fällen Depression steckt. Ein Facebookbenutzer sagte, „auch wenn es das Statusupdate eines besten Freundes ist, habe ich seine Aktualisierungen immer gehasst“. Ein anderer meinte dass „Facebook fest zu seinem Arbeitstag gehöre obwohl Facebook kaum was mit meiner Arbeit zu tun hat“.

So entstanden zusammen mit dem Aufstieg von Facebook, drei Möglichkeiten, die das Leben der Benutzer negativ beeinflussen können:

Vergleiche

Als erstes, Facebook ist ein Ort, an dem man sich ständig mit anderen vergleicht. Bei Facebook wird man eher seine positiven Seiten im Profil und auch in den Statusmeldungen preisgeben und nicht nur die schlechten. Man will ja nichts Peinliches über sich erzählen, schon gar nicht online. Errungenschaften oder Leistungen wie z.B. „Ich wurde befördert!“, oder „Schaut euch mal meine neue Karre an“, sind besser als über das Pendeln im Zug oder eine Scheidung zu berichten. Das erschafft eine neue Kultur von Konkurrenz und Vergleich.

Sich mit anderen zu vergleichen, ist der Schlüssel zum unglücklich sein. Es ist belanglos wie erfolgreich man ist und wie viele Ziele man erreicht, dieses interne Vergleichssystem lässt unser Wertesystem für  die eigenen Leistungen neu definieren. Sobald wir damit anfangen unser gesamtes Leben mit den Top 1% unserer Freunde zu vergleichen, fangen wir an unmögliche Standards für uns selbst zu setzen, und genau das führt zum Unglücklich sein.

Zeit

Als zweites, Facebook zerstückelt unsere Zeit. Facebook gibt es auf nahezu allen Geräten, egal ob am PC oder Handy, wir können Facebook überall benutzen. Facebook wird bei der Arbeit verwendet, beim Einkaufen, sogar beim Fahren im Auto. Das bedeutet dass viele Menschen die sich gerade bei FaceBook einloggen, irgendwo nicht die volle Leistung geben und schlicht von der eigentlichen Arbeit abgelenkt werden. Sollte man doch lieber die langweilige Vorlage für die neue Präsentation aussuchen oder doch lieber den Status bei FaceBook checken?

Die Sache mit dem ständigen Herumspringen zwischen privaten und Geschäftsleben ist Multitasking welches sich nach einer Studie als unproduktiv und kostensteigernd erwiesen hat. Um bei der Arbeit und sonstigen Betätigungen glücklich zu sein, schreibt der Author Dr. Srikumar Rao dass man eher die Achtsamkeit und nicht das Multitasking nutzen sollte. Multitasking und somit die ständigen Unterbrechungen führen dazu dass man eine schlechte und verspätete Arbeit abliefert die dies nagt an dem Selbstwert wenn man von dem Boss, Lehrer oder Gewissen angeschimpft wird.

Kommunikation ohne Feedback

Zum Schluss gehen durch Facebook die engen Beziehungen kaputt. Vorbei sind die Zeiten als Facebook unser Leben ergänzt hat. Jetzt beherrscht FaceBook auch unsere offline Kommunikation. Früher hat man sich getroffen um miteinander gemütlich beim Kaffee oder Bier auszuquatschen, heute trifft man sich eher im Facebook Chat, es ist einfacher, und keiner sieht dass man gerade eigentlich nackt und mit einer Socke vor dem PC sitzt.

Eine der vielen Funktionen von Facebook ist das Video-Chat. Es wird gerne als Ersatz für Treffen, Aufbau von Beziehungen und sogar Familientreffen benutzt. Aber jedes Mal wenn man mit Facebook kommuniziert, ersetzt es eine tiefgründige Form der Kommunikation wie man sie von einer echten Person her kennt. Facebook ist nicht das gleiche wie ein langer Telefonanruf oder das Treffen in einem Restaurant, die Leute missen durch Facebook und co. einfach viele Möglichkeiten der echten zwischenmenschlichen Kommunikation.

Während Facebook immer mehr Funktionen einbaut um die Online-Kommunikation zu verbessern, geht der Kampf um eine Offline-Beziehung den Bach herunter, zumindest auf lange Sicht.

Was sollten wir also tun um die drei Fallen zu vermeiden? Das Beste wäre natürlich sich von Facebook zu verabschieden und das Facebook Konto zu schließen. Das muss aber nicht sein, wir können immer noch etwas dagegen tun um unser Offline-Leben in Griff zu bekommen. Eine gute Möglichkeit wäre sich eine Zeit extra für Facebook einzuteilen und nicht den ganzen Tag und überall Statusmeldungen zu prüfen und zu schreiben. Die Zeit sollte man lieber nutzen um echte Offline-Beziehungen aufzubauen. Dann sollte man sich von den „Freunden“ verabschieden die aus einem nur die Lebensenergie aussaugen, wie z.B. die Ex-Partner und irgendwelche Plaudertaschen. Man sollte Facebook auch von all seinen mobilen Geräten Smartphones und iPad entfernen. Viele besuchen Facebook weil sie ständig schauen ob jemand etwas geschrieben hat oder auf eine Statusmeldung geantwortet hat. Man kann bei Facebook sich eine Benachrichtigung schicken lassen sobald jemand etwas gemacht hat. Ich hab es bei mir so eingestellt dass ich nur dann benachrichtigt werde, wenn mir jemand eine Nachricht schickt, so entfällt dieses zwanghafte verhalten der Statusüberprüfung.

Auch wenn wir durch Smartphones und die ständige Erreichbarkeit zu Cyborgs geworden sind, dürfen wir nicht vergessen dass wir immer noch Menschen sind. Macht euch nicht kaputt! (und vergesst nicht diesen Artikel zu liken.. ;)

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